Veröffentlichung 24.04.2017
Ein Kind mit Mitte 50? Eizellen einfrieren, um zu einem späteren, passenderen Zeitpunkt darauf zurückzugreifen? Schwanger trotz verklebter Eileiter, fehlendem Eisprung oder Hormonstörungen? Dank Reproduktionsmedizin scheint alles möglich. Sie gilt als große Hoffnung und fast schon Selbstverständlichkeit, wenn eine Schwangerschaft ausbleibt. Dies spiegelt sich im Erleben vieler Frauen mit Kinderwunsch wider: Sie sind irritiert, weil sie nicht schwanger werden, und werden umgehend an reproduktionsmedizinische Praxen verwiesen, die sie dann häufig mit Behandlungsvorschlägen, Behandlungsplan oder Hormonmedikamenten verlassen – als Kinderwunschpatientinnen.
Doch es bleiben vielerlei Fragen: Welche Behandlungen kann ich mir vorstellen? Was bewirken sie und mit welchen Risiken und Nebenwirkungen ist zu rechnen? Gibt es Alternativen und Unterstützung? Wie weit will ich gehen? Kann ich mir noch Zeit lassen? Wie „funktioniert“ Fruchtbarkeit überhaupt? Wie lässt sich Fruchtbarkeit auf natürlichem Wege fördern? usw.
Im medizinischen Alltag ist für solcherlei Fragen häufig kein Raum. Umso wichtiger sind unabhängige Beratungsstellen. Zu diesem Ergebnis kam ein ExpertInnengespräch des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) im vergangenen November.
Das besondere Beratungsangebot im FFGZ:
Seit vielen Jahren unterstützen wir ungewollt kinderlose Frauen. Sie erhalten unabhängige und vielfältige Informationen, können ihre Fragen stellen und haben Raum für ihre persönlichen Überlegungen zum komplexen Thema Kinderwunsch – ein unverzichtbarer Hintergrund, um eine informierte und persönlich stimmige Entscheidung zu treffen. Dies ist umso wichtiger, da die Realität häufig anders aussieht als der Glaube an die medizinischen Möglichkeiten.
Reproduktionsmedizin - häufig doch keine einfache Lösung
Was als große Hoffnung und einfache Lösung daher kommt, ist oft ein Weg mit vielen Enttäuschungen sowie körperlichen und psychischen Belastungen, an dessen Ende nicht unbedingt ein Kind steht. Bei der Reagenzglasbefruchtung (IvF und ICSI) liegt die Erfolgsquote beispielsweise bei 10-15%. Die vielfach genannte Chance von 25-30%, bezieht sich lediglich auf eingetretene Schwangerschaften. Dies ist für viele nicht wirklich ein Erfolg, da es den Frauen und Paaren letztendlich um ein Kind und nicht nur um die Schwangerschaft geht.
Kinder bekommen – nicht die einfachste Sache der Welt
Verhütung absetzen und sofort schwanger werden, so die gängige - und falsche - Vorstellung. Tatsächlich braucht es seine Zeit bis eine Schwangerschaft eintritt. Ein Drittel aller Frauen warten länger als ein Jahr. Denn vieles muss für eine Schwangerschaft zusammenkommen: ein Eisprung in diesem Zyklus (nicht bei jedem findet einer statt), Geschlechtsverkehr zum richtigen Zeitpunkt, gute Spermienqualität, ein ausgeglichener Hormonhaushalt, der die biologischen Vorgänge für eine Schwangerschaft steuert …. kein Wunder, dass die Wahrscheinlichkeit, schwanger zu werden, bei Frauen zwischen 20 und 30 Jahren lediglich bei ca. 30% pro Zyklus liegt. Insbesondere, wenn die Frauen älter sind und es möglicherweise häufiger zu Hormonunregelmäßigkeiten kommt, braucht es länger, bis eine Schwangerschaft eintritt, und es stellt sich die Frage, ob der Kinderwunsch noch in Erfüllung gehen wird.
Wie weiter, wenn die Schwangerschaft ausbleibt? Eine Frage, die die persönliche Vorstellungen vom eigenen Leben ins Wanken bringt, die irritiert, vielerlei persönliche Aspekte tangiert, Informationsbedarf hervorbringt. Eine Frage, die unabhängige Beratung und Raum für Klärung braucht.
Monika Fränznick
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