Das Angebot zu Verhütung im FFGZ
Viele Gründe sprechen dafür, dass Frauen für sie unschädliche Barrieremethoden benutzen.
Wir berichten schon viele Jahre über die gesundheitlichen Nebenwirkungen hormoneller Verhütungsmittel und Spiralen. Gynäkolog_innen favorisieren sie nach wie vor trotz der Nebenwirkungen und informieren Frauen nicht darüber. So raten wir komplett von Verhütungsmitteln ab, die von Frauen nicht eigenhändig benutzt und abgesetzt werden können.
Frauen fahren sehr gut mit den Barrieremethoden Diaphragma und Portiokappe, werden aber selten wertfrei dazu informiert. Und es gibt viel zu wenige Orte, an denen sie angepasst werden. Das FFGZ ist ein Ort mit sehr viel Expertise dazu.
Im FFGZ gibt es regelmäßig Beratungstermine zu beiden Verhütungsmitteln incl. Anpassung. Hier geht es zur → Anmeldung und zum → Verhütungsflyer
Ein neues Diaphragma ist auf dem Markt: Singa
Seit Frühjahr 2020 gibt es nun wieder ein Diaphragma mit individuellen Größen namens Singa, in den Größen 60, 65, 70, 75, 80, 85, 90, 95 und 100.
Es ähnelt vom Aussehen und Material dem Modell Caya, das aufgrund seiner Einheitsgröße nicht allen Frauen passt. Singa muss individuell angepasst werden, ebenso wie die Portiokappe FemCap.
Verhütungsmittel – über Risiken und Nebenwirkungen
Die folgende Auflistung der Problematiken von hormonellen Verhütungsmitteln und (Hormon)Spiralen zeigt auf, welche gesundheitlichen Problematiken sie mit sich bringen. Umso mehr sollten Frauen auf für sie unschädliche Verhütungsmittel ohne Nebenwirkungen setzen, wie die Barrieremethoden (Diaphragma, Portiokappe, Kondom, Femidom (Frauenkondom)), siehe oben.
Ausführlichere Informationen dazu finden Sie in der nächsten clio 91, „Hormone und Rhythmen“, die im November erscheint.
Den Welt-Thrombose-Tag am 13. Oktober 2020 nahm das Aktionsbündnis Thrombose zum Aufhänger, um über frauenspezifische Thromboserisiken zu informieren. Ihr Thema: Das Risiko Thrombose aufgrund der Einnahme der Pille.
Frauen seien besonders thrombosegefährdet, sei es durch das Risiko in Schwangerschaft und Wochenbett, durch die Einnahme der Pille oder Hormontherapie in den Wechseljahren. Diese frauenspezifischen Risiken können durch vererbbare Gerinnungsstörungen, aber auch durch Übergewicht, Rauchen, Lebensstilfaktoren sowie durch Verletzungen, chirurgische Eingriffe weiter verstärkt werden.
Seit vielen Jahren unter Kritik, doch nach wie vor verordnen Gynäkolog_innen „Pillen“ mit hohem Thromboembolierisiko – wider besseres Wissen.
Nach 60 Jahren Pille wird sie heute häufig als Lifestyle-Produkt und weniger als Medikament angesehen, welches auch Nebenwirkungen haben könnte. Laut einer aktuellen Auswertung von Daten des wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) wird jungen Frauen seit Jahren die „Pille“ zwar immer seltener verordnet (2010: 46%, 2019: 31%), doch auch im Jahr 2019 ist der Anteil der Präparate mit höherem oder unklarem Risiko für venöse Thromboembolien (VTE) noch immer bei 54% (2009: 72%). Die Präparate werden als niedrigdosiert beworben, was auch ein niedriges Risikoprofil suggeriert. Die hierzulande bestehenden Warnhinweise in Fachinformationen erscheinen dem arznei-telegramm® völlig unzureichend und spiegeln nicht die Empfehlungen des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte wider, nämlich Präparate mit dem geringsten VTE-Risiko wie solche mit Levonorgestrel zu bevorzugen. arznei-telegramm® 2020; Jg. 51, Nr. 8.
Vaginalringe bringen nicht nur ein erhöhtes Risiko von Thrombosen mit sich, sondern haben auch eine erhöhte Bruchgefahr.
Die französische Arzneimittelbehörde ANSM hat die auch hierzulande angebotenen Kupferspiralen Ancora und Novaplus vom Markt genommen. Bereits ausgelieferte Spiralen werden zurückgerufen, da es eine steigende Zahl von Meldungen gibt, in denen von einem Bruch der Spirale vor allem bei ihrer Entfernung, aber auch in der Gebärmutter mit teilweiser oder vollständiger Ausstoßung berichtet wird. Auch Berichte unerwünschter Schwangerschaften haben bei den Anwenderinnen dieser Spiralen zugenommen. Berichte über Brüche und spontane Abgänge liegen auch bei Novaplus sowie ebenfalls des von Eurogine hergestellten Gold T vor. Die Verbreitung der Informationen war jedoch offenbar unzureichend – einen Rote-Hand-Brief gab es nicht. Eine vorzeitige Entfernung der Spiralen wird ausdrücklich nicht empfohlen. arznei-telegramm® 2019; Jg. 50, Nr. 12.
Achtung! Das Gestagen-Implantat Implanon NXT verursacht Embolisationen in die Lungenarterie.
Zum zweiten Mal innerhalb von vier Jahren warnt der Anbieter MSD vor der Migration, also dem Wandern, des gestagenhaltigen Verhütungsstäbchens Implanon NXT. Es wird für maximal drei Jahre subkutan in den Oberarm implantiert. Zur besseren Wiederauffindbarkeit enthält Implanon NXT das Röntgenkontrastmittel Bariumsulfat. Das Wandern des Stäbchens ist nicht selten, Migration von mehr als zwei Zentimetern soll innerhalb eines Jahres eine von hundert Frauen betreffen. Gerät das Implantat in die Blutbahn, kann es als Embolus bis in die Lungenarterie und ihre Äste gelangen. In zwei Fallserien wird die Mehrzahl der Wanderungen in Achselhöhle, Schulter oder Brustkorb, aber auch Lungenarterie entdeckt. Bei einem Teil der Frauen gelingt es, den Fremdkörper aus der Lunge mit einem Katheter zu entfernen, bei anderen scheitert es, da das Implantat mit der Gefäßwand verwachsen ist. Hier ist dann ein chirurgischer Eingriff erforderlich. Manchmal kann es auch gar nicht entfernt werden. Als wichtiger Risikofaktor für Migration und Embolisation gilt die fehlerhafte oder zu tiefe Einlage. Bei unkorrekter Einlage können auch Nerven verletzt werden. In den USA ist anders als hierzulande ein Einlagetraining verpflichtend. Unser Fazit: Absolut nicht empfehlenswert! arznei-telegramm® 2020; Jg. 51, Nr. 1.
Und nun noch ein wichtiges Thema, das schon lange bekannt ist, zu dem Gynäkolog_innen Frauen informieren müssten, es aber nicht tun: Panikattacken unter der Hormonspirale.
Panikattacken sind eine – noch immer kaum bekannte - Störwirkung von Levonorgestrel-Intrauterinpessaren wie Mirena®, Jaydess® u.a. Sie werden nicht nur zur Verhütung benutzt, sondern sind auch als Medikament bei sehr starken Blutungen (Hypermenorrhö) zugelassen. Die Beschwerden treten bisweilen bereits zwei Wochen nach Einlage der Spirale auf, durchschnittlich nach fünf Monaten. Fast immer (98%) ist die gestagenhaltige Spirale das einzige verdächtige Arzneimittel. Oft wird gleichzeitig über weitere psychiatrische Beschwerden wie Depression oder depressive Verstimmung, Angst, Ruhelosigkeit, Stimmungsschwankungen und/oder Suizidgedanken berichtet. Gynäkolog_innen sehen meist keinen Zusammenhang, tippen z.B. auf Burn out. Beschwerden bessern sich nach Entfernen der Spirale. In den Fachinformationen von Mirena und anderen Spiralen fehlen Hinweise darauf. arznei-telegramm® 2020; Jg. 51, Nr. 2.
Cornelia Burgert