Liebe Freund*innen, Unterstützer*innen und Wegbegleiter*innen des Feministischen Frauengesundheitszentrums Berlin (FFGZ),
Diesen Monat feiern wir einen besonderen Meilenstein: 50 Jahre feministisches Engagement, Solidarität und Empowerment im Bereich der Frauengesundheit!
Seit ziemlich genau 50 Jahren, also seit November im Jahre 1974, setzt sich das FFGZ für die gesundheitlichen, sozialen und emotionalen Bedürfnisse von Frauen und queeren Personen ein.
Dieser Moment ist für uns Anlass, zurückzublicken und unsere Erfolge zu feiern. Gleichzeitig ist er eine Gelegenheit, die aktuelle Relevanz unserer Arbeit zu betonen und uns bei allen zu bedanken, die diesen Weg mit uns gegangen sind.
Als das FFGZ 1974 gegründet wurde, sah die gesellschaftliche Realität für Frauen ganz anders aus. Themen wie Sexualität, Verhütung, Schwangerschaft und insbesondere der Schwangerschaftsabbruch waren noch stärker tabuisiert und kaum öffentlich diskutierbar. Informationen über den weiblichen Körper und die Gesundheit von Frauen waren oft veraltet, schwer zugänglich oder schlichtweg nicht vorhanden. Frauen hatten selten die Möglichkeit, informierte Entscheidungen über ihre Gesundheit und ihr Leben zu treffen. Zudem war der medizinische Diskurs häufig patriarchal geprägt, und Frauen wurden oft als passive Patient*innen behandelt, statt als informierte, eigenverantwortliche Personen.
In dieser Zeit entstand die feministische Gesundheitsbewegung, und die Gründung des FFGZ war ein revolutionärer Schritt. Das Zentrum sollte ein Raum sein, in dem Frauen vertrauensvolle, unabhängige und verständliche Informationen erhalten konnten – ein Ort, an dem Selbstbestimmung im Mittelpunkt steht.
Durch unser Engagement traten Themen wie Abtreibung, Menstruation, Wechseljahre und Verhütung in den öffentlichen Diskurs und wurden enttabuisiert. Das FFGZ war und ist eine wichtige Stimme, die Frauen die Macht über ihre Körper und ihre Gesundheit zurückgab.
Aufklärungsarbeit und Gesundheitsberatung
Wir haben seit unserer Gründung unzählbaren Frauen Zugang zu fundierter Beratung und Information ermöglicht. Mit unseren Workshops und Beratungen fördern wir Wissen, Selbstbewusstsein und ein tiefes Verständnis für den eigenen Körper – eine Grundlage, die für Frauen damals wie heute unverzichtbar ist. Themen wie Endometriose, gesundheitliche Folgen nach sexualisierter Gewalt oder schlichtweg schambehaftete gynäkologische Beschwerden bekommen hier einen geschützten Rahmen.
Kampf für reproduktive Rechte und Selbstbestimmung
Das FFGZ hat sich von Beginn an für das Recht auf Selbstbestimmung eingesetzt, insbesondere im Bereich der Reproduktionsrechte. Wir haben dazu beigetragen, dass Themen wie Abtreibung, Verhütung und sexuelle Aufklärung enttabuisiert und politisch angegangen wurden. Auch zu Themen der Reproduktionsmedizin haben wir mit kritischen Positionen die Debatten mitbestimmt. Unsere Arbeit hat wesentlich dazu beigetragen, dass Frauen heute ein Recht auf Selbstbestimmung und umfassende Gesundheitsinformationen haben.
Unterstützung von besonders belasteten Frauen und queeren Menschen
Ein Hauptbaustein unserer Arbeit besteht in der Unterstützung von gesundheitlich besonders belasteten Frauen. Seit Jahrzehnten schaffen wir ganzheitliche Angebote für Frauen, die aufgrund ihrer Migrationsgeschichte von struktureller Gewalt und Diskriminierung im Gesundheitssystem betroffen sind. Auch für geflüchtete Frauen werden passende Workshops und Gesundheitsangebote entwickelt. Dafür fahren wir häufig quer durch die ganze Stadt zu den Frauen hin – wir sind da, wo wir gebraucht werden. Erwerbslose Frauenbekommen bei uns Angebote zur Selbststärkung und Resilienz. Und mit unseren Beratungen und Informationsveranstaltungen zu gesundheitlichen Folgen sexualisierter Gewalt in Kindheit und Jugend füllen wir eine riesige Versorgungslücke in der Aufklärung und Unterstützung von Betroffenen.
Bei uns bekommen alle Menschen Unterstützung, die Fragen zu unseren Themen haben, z.B. auch queere und nicht-binäre Menschen.
Vernetzung und Solidarität in der Frauengesundheitsbewegung
Durch Kooperationen mit nationalen und internationalen feministischen Netzwerken schaffen wir Räume der Solidarität und des Austauschs. So haben wir über die Jahre ein starkes Netzwerk aus Frauenorganisationen, feministischen und queeren Projekten aufgebaut, das über Berlin hinauswirkt.
Ressourcen schaffen, Wissen teilen
Es hat mit der Selbsthilfebroschüre „Hexengeflüster“ im Jahr 1976 angefangen und jetzt haben wir gerade die 99. Ausgabe der clio, unserer Zeitschrift für Frauengesundheit, fertig gestellt!
Mit unseren Publikationen, Workshops und einer umfangreichen Bibliothek bieten wir bis heute aktuelle und zugängliche Informationen rund um die Themen Frauengesundheit, Körper, Politik und Feminismus. Wir geben Frauen die Ressourcen an die Hand, die sie brauchen, um informierte und selbstbestimmte Entscheidungen über ihre Gesundheit zu treffen.
Warum die Kämpfe auch heute noch wichtig sind
Auch 50 Jahre nach unserer Gründung bleibt die Arbeit des FFGZ unverzichtbar. Zwar hat sich vieles verändert, aber noch immer sind Frauen und marginalisierte Gruppen weltweit mit erheblichen Barrieren im Gesundheitsbereich konfrontiert. Der Zugang zu reproduktiven Rechten wird vielerorts eingeschränkt, und sexistische Strukturen im Gesundheitswesen bestehen weiter. Besonders in Zeiten, in denen diese Rechte politisch wieder in Frage gestellt werden, ist es wichtig, dass Frauen Zugang zu unabhängigen und empowernden Gesundheitsinformationen haben. Wir müssen weiterhin dafür kämpfen, dass Frauengesundheit, Selbstbestimmung und Gleichberechtigung nicht nur Schlagworte bleiben, sondern gelebte Realität werden!
Und warum wir das FFGZ auch heute noch brauchen!
Das FFGZ bleibt ein Ort der feministischen Arbeit, der Selbstbestimmung und des Wissens. In einer Welt, in der Gesundheitspolitik oft nicht die Bedürfnisse von Frauen berücksichtigt und in der wir eine Rückkehr zu restriktiven Geschlechternormen erleben, ist unsere Arbeit relevanter denn je. Wir bieten Raum für Diskussion, Bildung und Unterstützung – eine Basis, die Frauen in ihrer Vielfalt stärkt und fördert. Solange Frauen und queere Menschen für ihre Rechte kämpfen müssen, solange patriarchale Strukturen bestehen, wird das FFGZ eine unverzichtbare Anlaufstelle sein.
Dieser Jubiläumsmoment ist nicht nur eine Feier unserer Arbeit, sondern vor allem ein Dank an euch – unsere Unterstützer*innen, Mitstreiter*innen und Freund*innen. Ohne eure Solidarität, euer Engagement und eure finanzielle Unterstützung wäre unser Zentrum nicht das, was es heute ist. Dank euch konnten wir Projekte verwirklichen, Menschen erreichen und feministische Gesundheitsarbeit für Frauen nachhaltig gestalten.
Die Zeiten sind gerade herausfordernd, doch wir sehen darin auch die Notwendigkeit, mit umso mehr Überzeugung kämpferisch und hoffnungsvoll weiterzumachen. Mit eurer Unterstützung wollen wir auch in den nächsten Jahrzehnten weiter Räume schaffen, in denen Frauengesundheit nicht nur ein Wort ist, sondern gelebte Realität. Lasst uns weiterhin gemeinsam für eine starke und selbstbestimmte Frauengesundheit und eine feministische, intersektionale Betrachtung von Gesundheitsthemen einstehen!
Auf die nächsten 50 Jahre!
Also: Bleibt dran, teilt unsere Arbeit und unterstützt uns, damit wir auch weiterhin Menschen in ihrer Gesundheit und ihrem Selbstbewusstsein stärken können. Auf die nächsten 50 Jahre!
Mit herzlichem Dank und feministischen Grüßen, Euer Team des Feministischen Frauengesundheitszentrums Berlin
50+1 - Unsere Jubiläumsfeier
Wir wurden dieses Jahr (zu Recht!) oft gefragt, wann und wie wir unser Jubiläum denn feiern wollen.
Tatsächlich ist die ehrliche Antwort: Wir haben in den letzten Monaten so viel Kraft und Energie in die Rettung des FFGZs gesteckt, dass wir schlichtweg keine Kraft mehr zum Feiern hatten.
Aber fest steht: wir wollen feiern und wir werden feiern! Das brauchen wir alle doch gerade mehr denn je!
Nächsten Sommer vor den großen Ferien werden wir eine 50+1 - Jubiläumsfeier veranstalten. Und wir freuen uns, dort dann viele bekannte Gesichter zu sehen! Eine "Save the Date - Einladung" kommt noch!
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