Veröffentlichung 31.01.2017

Gesundheitsbelastungen – auch bei sinkenden Erwerbslosenzahlen ein großes Thema für erwerbslose und prekär beschäftigte Frauen

In Berlin sind weniger Menschen erwerbslos, zur Zeit etwa 9%. Gleichzeitig steigt die Zahl der prekär Beschäftigten. Soziale Ausgrenzung, Armut und gesundheitliche Folgen von Erwerbslosigkeit und prekärer Beschäftigung bleiben damit ein virulentes Problem. Darüber hinaus profitieren langzeiterwerbslose Menschen nicht von diesem Trend. Sie finden trotzdem in den meisten Fällen keine Beschäftigung und können in Zeiten der sinkenden Erwerbslosenzahlen eine stärkere Belastung, eine stärkere Stigmatisierung erleben. All dies trifft insbesondere Frauen, die durchschnittlich finanziell bedeutend schlechter gestellt sind: Sie verdienen im Schnitt 20 % weniger, sind häufiger von Altersarmut betroffen, häufiger „Aufstockerinnen“, häufiger in unsicheren, schlecht bezahlten (Teilzeit-) Anstellungen. 

Wen wundert´s, dass Frauen von gesundheitlichen Folgen durch diese extrem belastende Lebenssituation stärker betroffen sind? Uns nicht!

Mit unserem kostenlosen Gesundheitskurs für erwerbslose und geringverdienende Frauen reagieren wir auf diese Situation.
» hier zum Flyer

Wir haben den Kurs „Impulse für mehr Wohlbefinden“ erweitert: Er wendet sich jetzt nicht mehr nur an erwerbslose Frauen, sondern auch an Frauen in prekären Lebensumständen, also auch an frühverrentete, alleinerziehende, chronisch kranke oder geringverdienende Frauen.

Der Kurs geht den Fragen nach:
Wie können Frauen ihr Wohlbefinden in dieser Lebenssituation stärken?
Wie kann ein selbstfürsorglicher Umgang vertieft werden?
Als Antwort darauf umfasst der Kurs kurze theoretische Inputs und praktische Übungen zu Themen wie:

  • Stressreduktion
  • Schlafgesundheit
  • Umgang mit depressiven Beschwerden
  • Selbstfürsorge
  • Nein-Sagen/Selbstbehauptung/Abgrenzung
  • Immunsystem stärken
  • Entspannung + Achtsamkeit
  • Ernährung
  • Informationen über kostengünstige Angebote in Berlin

Die konkreten Inhalte des jeweiligen Kurses richten sich nach den Bedürfnissen der Teilnehmerinnen. Sie sind angereichert mit vielen alltagstauglichen und praxisnahen Übungen. Diese wurden von bisherigen Teilnehmerinnen ganz besonders wertgeschätzt, da sie sich unmittelbar auf das persönliche Wohlbefinden auswirken. Interessierte Frauen können sich jederzeit zu dem Kurs anmelden, der etwa einmal im Monat stattfindet und 3 Termine umfasst.

Neben den Kursen, in denen wir mit den Frauen arbeiten, ist uns wichtig, dass die gesundheitlichen Belange erwerbsloser und geringverdienender Frauen auf der politischen Agenda bleiben.
Wenn die Erwerbslosenzahlen sinken, laufen sie Gefahr, aus dem Blickfeld der Öffentlichkeit zu geraten. Gerade jetzt sollten sie ein zentrales Thema für Arbeitsämter, Jobcenter, Krankenkassen und Politik sein.
Gesundheitsstudien belegen: nicht nur die Erwerbslosigkeit selbst, sondern bereits die subjektiv wahrgenommene Bedrohung der Beschäftigungssicherheit - selbstredend die Situation in ungesicherten Arbeitsverhältnissen - kann gesundheitsschädlichen Stress erzeugen. Die Ergebnisse machen deutlich, dass die körperlichen und seelischen Beschwerden bei prekärer Beschäftigung und mit der Dauer der Erwerbslosigkeit sukzessive zunehmen. Am stärksten betroffen sind Langzeiterwerbslose, gefolgt von Menschen, die bis zu einem Jahr erwerbslos sind, gefolgt von Menschen in prekärer Beschäftigung.

Erwerbslose Menschen verlieren nicht nur ihr Einkommen. Auch die immateriellen Verluste wiegen schwer: Mangel an Tagesstruktur und an den Arbeitsplatz gebundene Kontakte, Verringerung des mit dem Beruf zusammenhängenden sozialen Prestiges usw.. Diese Belastungen können typische Stressfolgeerkrankungen hervorrufen und am Selbstwertgefühl nagen – umso mehr dann, wenn die Erwerbslosenquoten sinken! Entsprechend sind Infektionsanfälligkeit, Immunschwäche, Skelett- und Muskelerkrankungen, Erschöpfungssymptomatiken, Schlafstörungen bis hin zu psychischen Erkrankungen, wie Depressionen und Angststörungen vielfach dokumentiert. Zugleich geben wir zu bedenken, dass bei Frauen aufgrund von geschlechterbedingten Vorurteilen „Depressionen“ zu häufig attestiert und mit Psychopharmaka „behandelt“ werden. Was hilft der Einzelnen? Selbstwahrnehmung, Stärkung, Selbsthilfe, Empowerment!!

Wenn Sie Fragen haben, wenden Sie sich bitte an uns:

Rike Schulz, Monika Fränznick

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