Veröffentlichung 06.07.2017
Liebe Frauen, liebe Kolleg_innen, liebe Interessierte,
wir haben wieder interessante Informationen aus unserer Arbeit und dem Frauen-Gesundheitsbereich zusammengestellt und freuen uns über Ihr / Euer Interesse. Gern kann der Newsletter weitergegeben oder auf Facebook-Seiten gestellt werden. Wer neu in unseren Mailverteiler aufgenommen werden will, kann sich einfach über folgenden Link anmelden https://www.ffgz.de/newsletter-anmeldung.html
Cornelia Burgert
Neuerscheinungen des FFGZ Berlin
Im Mai haben wir die Broschüre zur Schilddrüse aktualisiert und die neue clio 84 „Alles eine Frage der Hormone?“ herausgebracht. Mit dem Kauf erhalten Sie wichtige Informationen und unterstützen unsere Arbeit.
Schilddrüsenhormone gehören zu den am meisten verordneten Arzneimitteln für Frauen. Neun von zehn Schilddrüsenpatient_innen sind weiblich. Frauen haben zehnmal häufiger eine Autoimmunerkrankung, sei es die Hashimoto Thyreoiditis oder der Morbus Basedow. Sie werden viermal häufiger als Männer an der Schilddrüse operiert und erkranken auch viermal häufiger an Schilddrüsenkrebs. Demzufolge sind Frauen bei unzureichender Diagnostik und Behandlung besonders betroffen. Sie müssen oft jahrelang mit Symptomen leben, ehe die Störungen als Ursache erkannt werden.
Viele unserer Beratungsthemen z.B. Endometriose, Kinderwunsch, Myome und depressive Verstimmungen weisen eine Verbindung zur Funktion der Schilddrüse auf. Schilddrüsensymptome sind oft nicht klar von Wechseljahresanzeichen zu trennen. Die Schilddrüse könnte die Ursache für das frühe Auftreten der Wechseljahre sein.
Sehr hilfreich ist die aktualisierte Broschüre „Die Schilddrüse - kleines Organ mit großer Wirkung“. Sie bietet Grundinformationen zu Störungen der Schilddrüse, Selbsthilfetipps und stellt unterschiedliche, auch alternative Möglichkeiten der Behandlung vor.

Christina Sachse
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"Die Schilddrüse - kleines Organ mit großer Wirkung" 64 Seiten, ist zum Preis von 7 Euro (plus Versandkosten) zu beziehen über das FFGZ e.V. oder den Buchhandel, ISBN-Nummer: 978-3-930766-22-2 hier bestellen
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Hormone sind allgegenwärtig. Körpereigene Hormone sind essentiell für das Leben und Wohlbefinden - einerseits. Andererseits sind heutzutage synthetische Hormone im Leben vieler Frauen und Mädchen scheinbar selbstverständlich verortet. Und auch in der Umwelt befinden sich inzwischen eine Unmenge an hormonell wirksamen Stoffen und Chemikalien, mit gesundheitlichen Risiken, ohne dass wir darüber informiert sind. Wir fragen in der neuen Ausgabe: Was können Frauen tun, die unter Hormonschwankungen oder Hormonstörungen leiden? Ist die Einnahme synthetischer Hormone dann unausweichlich? Welche Alternativen gibt es? Was bedeutet die Diagnose “Zu viel Testosteron”? Es gibt zunehmend Frauen, die ungewollt kinderlos sind, aus unterschiedlichen Gründen. Wie ist die Reproduktionsmedizin mit ihren Versprechen einzuschätzen und welche Alternativen gibt es? Was ist von den bioidentischen Hormonen zu halten? Sind sie eine Alternative zur Hormontherapie? Wie können wir uns vor hormonell wirksamen Chemikalien schützen? Das Thema Menstruation scheint aktuell zu sein, der Artikel “Den Menstruationszyklus erleben” animiert Frauen, die Zyklusbeobachtung für Selbstbestimmung zu nutzen.

Cornelia Burgert
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"clio - die Zeitschrift für Frauengesundheit" Heft 84/2017 ist zu beziehen für 4,50 Euro über den Buchhandel mit der ISSN-Nummer: 0933-0747 oder direkt bei uns über das Bestellformular. |
- Die neu erschienene Broschüre "Mythos Jungfernhäutchen" vom Internationalen Frauen und Mädchengesundheitszentrum Holla, Köln
Dank des von der Filia- Stiftung geförderten Projekts "Kein Grund für Stress! Es gibt kein Jungfernhäutchen", unter der Schirmherrschaft von Barbara Steffens (Ministerin für Gesundheit, Emanzipation, Pflege und Alter des Landes Nordrhein-Westfalen), entstand die informative und gut gemachte Aufklärungs-Broschüre rund um den "Mythos Jungfernhäutchen". Vielen ist überhaupt nicht klar, dass es kein Jungfernhäutchen gibt, nichtsdestotrotz ist dieses Gedankengebilde rund um Sexualität von unsagbar vielen Mythen geformt, die die Einstellung zum Körper prägen und häufig Ursache für Stress sind, bei Menschen jeden Geschlechts. Der Mythos Jungfernhäutchen wird in der Broschüre auf 43 Seiten für alle gut verständlich und leicht nachvollziehbar aufgedeckt. Medizinische und anatomische Fakten, Interviews z.B. mit Ärztinnen und Wissenschaftlerinnen, und Erfahrungsberichte tragen zur Wissensvermittlung bei. Die Broschüre ist für alle Menschen lesenswert, hier der Link http://holla-ev.de/broschuere/ und kann ab sofort per E-Mail bestellt werden bei IFMGZ Holla e.V., http://www.holla-ev.de
- Dem Buch „Das Übertherapierte Geschlecht – Ein kritischer Leitfaden für die Frauenmedizin“ von Christine Wolfrum und Luitgard Marschall sind viele LeserInnen zu wünschen. Die Autorinnen greifen wichtige Frauengesundheitsthemen auf, wie Schwangerschaft, Wechseljahre, Depressionen, Gebärmutterentfernung, Mammografie-Screening, „Schönheitsmedizin“, und thematisieren, warum Frauen besonders anfällig für überflüssige Behandlungen, unnötige Operationen und sinnlos verordnete Medikamente sind.
https://www.randomhouse.de/Paperback/Das-uebertherapierte-Geschlecht/Christine-Wolfrum/Knaus/e511360.rhd
- Die beiden jungen Grafik-Designerinnen Luisa Stömer und Eva Wünsch haben ein Buch zu Menstruation und Zyklus geschrieben, wie wenig Wissen sie in diesen angeblich so aufgeklärten Zeiten haben. Sie wollen Menstruation und Frauenkörper aus der Tabuzone holen und Wissen „gegen Körperangst, Ekel oder Scham“ setzen. Den Älteren von uns erscheint es wie ein Déja Vu. War da nicht mal was? Und zwar die Frauenbewegung, die Frauengesundheitsbewegung, die genau das tat (wir tun es immer noch, z.B. mit clio) vor ungefähr einer Generation. Wer erinnert sich z.B. noch an das Sonderheft der „Courage“ zu Menstruation oder an „Schattenmund“ von Maria Cardinal? Das alles taucht in diesem Buch nicht auf, anscheinend muss jede Generation dieses Thema wieder neu „enttabuisieren“ und für sich verhandeln.
Das Buch „Ebbe und Blut - Alles über die Gezeiten des weiblichen Zyklus“, Verlag Gräfe und Unzer, ist wunderbar gestaltet, flott und ansprechend geschrieben. Hier noch ein tolles Video zum Thema: „I got the Flow“ https://www.google.de/search?q=youtube&ie=utf-8&oe=utf-8&client=firefox-b-ab&gfe_rd=cr&ei=T8ZHWcG_CarVXsesh6gE#q=i+got+that+flow
Von Endometriose betroffene Frauen brauchen mehr Unterstützung
Vom 22. bis 24.6. fand der deutschsprachige Endometriosekongress in Berlin statt. Dieser Erkrankung wird noch immer zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt, und die Diagnose viel zu spät gestellt. Deutlich wurde, dass in Zukunft verhindert werden muss, dass Frauen zu oft operiert werden. Dafür muss auch dem Mythos, Menstruationsschmerz sei normal, stärker entgegnet werden. Für die Bewältigung der Erkrankung brauchen die Frauen vielfältige Unterstützung. Eine sehr gute Möglichkeit ist die Anschlussheilbehandlung nach einer Operation oder eine Reha-Maßnahme bei langanhaltenden chronischen Beschwerden. Es gibt aktuell fünf zertifizierte Rehakliniken. Auf dem Kongress wurde deutlich, dass viel zu wenige Frauen diese Möglichkeit angeboten gekommen oder davon wissen, daher nimmt nur ein kleiner Teil diese Möglichkeit war. Das muss sich ändern. Frauen sollten aktiv nach einer Operation eine Beratung bei dem Sozialdienst im Krankenhaus einfordern, denn nur dort kann der Antrag gestellt werden. Die Maßnahme muss vierzehn Tag nach dem Krankenhausaufenthalt beginnen. Die Rehakliniken helfen gerne weiter, die Adressen sind auf der Website der Endometriose-Vereinigung Deutschland zu finden. Im FFGZ bieten wir Beratung und Kurse wie Luna Yoga und Methode Wildwuchs zur Unterstützung bei Endometriose an.
Plan Baby bei Multipler Sklerose
In Deutschland gibt es mehr als 200.000 an Multipler Sklerose (MS) Erkrankte. Die Deutsche Multiple Sklerose Gesellschaft (DMSG) hat nun das Projekt „Plan Baby bei MS“ ins Leben gerufen. Damit Frauen bzw. werdende Eltern neben der unabhängigen und individuellen Beratung in den Landesverbänden auch bei medizinischen Fragestellungen gut aufgehoben sind, werden u.a. regionale Netzwerkpartner, z.B. MS-Scherpunktpraxen, MS-Zentren, eingebunden. Der Landesverband Berlin möchte dafür ein Helfer-Netzwerk aufbauen. In diesem Netzwerk soll Kontakt zwischen der DMSG Berlin, NeurologInnen, GynäkologInnen, Hebammen und Geburtsstationen hergestellt werden. www.dmsg.de, www.dmsg-berlin.de
Depression ist eine der häufigsten Folgeerkrankungen von sexueller Gewalt in der Kindheit – so die Ergebnisse einer Untersuchung des Zentrums für Traumaforschung (ZTF) der Universität Ulm
Neue Ergebnisse des Zentrums für Traumaforschung (ZTF) der Universität Ulm* bestätigen, dass Betroffenen von sexueller Gewalt in der Kindheit ein hohes Risiko haben, eine depressive Symptomatik aufzuweisen. Die Ergebnisse zeigen signifikante Zusammenhänge zwischen belastenden Kindheitsereignissen und Depressionen. Bei Betroffenen von sexueller Gewalt in der Kindheit fanden sich viermal häufiger deutlich erhöhte Depressionswerte. Deutlich wird auch, dass die Fallzahlen bei sexueller Gewalt nicht rückläufig sind und sexueller Kindesmissbrauch zahlreiche Spätfolgen nach sich zieht. Besonders betroffen sind Mädchen und Frauen. Die Ergebnisse aus Ulm zeigen, dass bei der sogenannten Volkskrankheit Depression, die jährlich mehrere Millionen Menschen trifft, das Thema sexuelle Gewalt eine nicht zu unterschätzende Rolle spielt. Problematisch ist, dass zu wenige spezifische Therapieangebote zur Verfügung stehen. Diese müssten dringend weiter ausgebaut werden. Der Missbrauchsbeauftragte Rörig fordert mehr Kassensitze für Psychologische Psychotherapeut_innen und Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapeutinnen und -therapeuten, eine flexible Gestaltung der Therapien, alternative Therapieformen wie Tanz- oder Kunsttherapien sowie spezifische Angebote für komplex traumatisierte Betroffene, wie es auch von Betroffenen immer wieder gefordert werde. Höhere Therapiekontingente und alternative Therapieformen sollten Betroffenen endlich auch im Rahmen des Opferentschädigungsgesetz (OEG) gewährt werden, dessen Reform seit Jahren gefordert wird. Bis zum Inkrafttreten eines reformierten OEG müsse das sog. Ergänzende Hilfesystem (EHS) für Betroffene im institutionellen Bereich und auch der Fonds Sexueller Missbrauch (FSM) für im familiären Bereich Betroffene weitergeführt werden. Hilfe und Informationen für Betroffene, Angehörige, ÄrztInnen- und TherapeutInnen und weitere Interessierte zum Thema sexueller Kindesmissbrauch: Hilfetelefon Sexueller Missbrauch: 0800 22 55 530 (kostenfrei und anonym) Hilfeportal Sexueller Missbrauch: www.hilfeportal-missbrauch.de * Zentrum für Traumaforschung (ZTF) Ulm www.uni-ulm.de/med/zentrum-fuer-traumaforschung-ulm/ Sprecher für den Bereich Psychotrauma Prof. Dr. Jörg M. Fegert
Unser Angebot dazu: Das Thema „Gesundheitliche Folgen sexueller Gewalt“ ist seit vielen Jahren ein Schwerpunkt in unserer Arbeit, wir bieten Frauen hierzu Beratung, Kurse und Veranstaltungen an sowie unsere Bibliothek mit vielen Büchern zu diesem Thema. https://www.ffgz.de/beratung/beratungsstelle-gesundheitliche-folgen.html
Der Abschlussbericht „Study on Female Refugees, Repräsentative Untersuchung von geflüchteten Frauen in unterschiedlichen Bundesländern in Deutschland“, gefördert durch die Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration, liegt vor. Es ist die erste Studie in Deutschland, die sich mit der Situation geflüchteter Frauen im deutschen Gesundheitssystem befasst. Mitgewirkt haben neben der Psychiatrischen Universitätsklinik der Charité im St. Hedwig-Krankenhaus auch die Uni Frankfurt/Main, die Mainzer Universitätsmedizin, die private Uniklinik Nürnberg und die Uniklinik Rostock. So wurden an fünf Standorten bei insgesamt 660 befragten Frauen repräsentative Daten erhoben. Die Studie liefert erstmals repräsentative Daten und gibt Empfehlungen. Aktuell sind über 63,5 Millionen Menschen weltweit auf der Flucht. Nach Europa gelangen nur 6 %, darunter sind mehr Männer als Frauen. Auch nach Deutschland kommen überwiegend Männer, aber immerhin ein Drittel der Geflüchteten sind Mädchen und Frauen. Ihre Erfahrungen und Bedürfnisse unterscheiden sich vielfach von denen der Männer. Beispiele für solche Unterschiede sind geschlechtsspezifische Traumatisierungen, die Verantwortung für mitreisende Kinder oder ein traditionelles Rollenverständnis. Diese Faktoren können die Mobilität, die Teilnahme an Bildungsangeboten sowie den Zugang zu Angeboten der medizinischen und psychosozialen Versorgung einschränken. Auch in den Unterkünften sind Mädchen und Frauen oftmals höheren Stressfaktoren ausgesetzt. Bisher ist noch zu wenig bekannt über die Erfahrungen und die Lebenssituation der nach Deutschland geflüchteten Menschen und insbesondere der Frauen und Mädchen. Auch Politik und Verwaltung benötigen Kenntnisse über die soziale und gesundheitliche Situation von Geflüchteten. Denn alle Einrichtungen müssen sich auf die Bedarfe dieser Bevölkerungsgruppe einstellen. In Schulen und Ausbildungseinrichtungen muss der Bedarf an sprachlicher und sozialer Unterstützung eingeplant werden. Bei den Integrationskursen muss der Bedarf an Kinderbetreuung und Alphabetisierungskursen bekannt sein. Bei der Gesundheitsversorgung oder der Unterbringung muss größeres Augenmerk auf frauenspezifische Belastungen gelegt werden. Die vorliegende Studie gibt Auskunft über die psychosoziale Situation geflüchteter Frauen und lässt die Frauen selbst zu Wort kommen. Sie wurden nach ihren Fluchtgründen und nach ihrer Lebenssituation in Deutschland gefragt. Erstmals wird in dieser Studie dargestellt, wie geflüchtete Frauen ihre psychosoziale Situation sehen und welche Verbesserungsmöglichkeiten sie als hilfreich für ihre Integration in Deutschland erachten. Die Ergebnisse zeigen, dass sehr viele der geflüchteten Frauen bereits einmal dem Tod nahe waren, andere Menschen in Todesgefahr erlebt haben oder Familienangehörige oder nahe Freunde durch gewaltsamen Tod verloren haben. Weitere traumatische Erfahrungen kommen hinzu, beispielsweise der Aufenthalt in Kriegsgebieten und der damit verbundene Mangel an Nahrung, Wasser und eines Daches über dem Kopf. Die damit einhergehende Sorge um die Kinder überragt hierbei alle anderen Probleme. Viele Frauen haben zudem im Herkunftsland oder auf der Flucht sexualisierte Gewalt erlebt. Sexuelle Gewalt, die Angst vor Ehrenmord oder auch Zwangsverheiratung kommen bei Frauen und Mädchen zu den allgemeinen Fluchtgründen hinzu und stehen so auch an fünfter, sechster bzw. siebter Stelle der Fluchtgründe. In Deutschland wünschen sich die geflüchteten Frauen insbesondere Stabilität und Sicherheit. Sie sind bestrebt, sich sprachlich und beruflich zu integrieren. Aber sie benötigen gerade bei der psychosozialen Betreuung eine umfassendere Unterstützung. Viele der traumatisierten Frauen konnten bislang keine professionelle Hilfe in Anspruch nehmen und sind noch nicht in der Lage, ohne Sprachmittlung behandelt zu werden. Die Ergebnisse der vorliegenden Studie zu geflüchteten Frauen sind ein umfangreicher Fundus für alle, die mit der Betreuung und Integration geflüchteter Frauen und Mädchen zu tun haben.
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