Veröffentlichung 04.10.2018

Liebe Frauen, liebe Kolleg_innen, liebe Interessierte,
heute haben wir für euch/Sie wieder spannende und wichtige Informationen zusammengestellt.

Wir freuen uns über euer/Ihr Interesse und übers Weitergeben.

Insbesondere liegt uns #unteilbar am Herzen.

Herzliche Grüße und einen guten Herbst!

Euer FFGZ-Team

Interessante (Frauengesundheits)informationen, zusammengestellt von Cornelia Burgert

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In eigener Sache

Unser Herbstprogramm

In den kommenden Wochen gibt es im FFGZ viele interessante Veranstaltungen und Kurse siehe Link
www.ffgz.de/fileadmin/user_upload/dokumente/Programm_2_2018_web.pdf
Hinweisen möchten wir insbesondere auf den Workshop Mut zur Selbstheilung – Körperorientierte Visualisierung nach der Methode Wildwuchs (19.10.-21.10., noch 2 freie Plätze!), auf die Angebote zu den Gesundheitlichen Folgen sexueller Gewalt, auf den Kurs „Impulse für mehr Wohlbefinden“ im November, auf die beiden Veranstaltungen im Rahmen der Woche zur seelischen Gesundheit in Berlin und auf die beiden neuen Angebote Die HPV-Infektion – welche Rolle spielt sie bei Veränderungen am Gebärmutterhals? Wie ist die HPV-Impfung einzuschätzen? und auf Kraftquelle Gesunder Darm.
Mehr Informationen im Terminkalender
https://www.ffgz.de/nc/terminkalender/naechste-monate.html

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Vorankündigung

Anfang November erscheint die neue clio, Heft 87, „Selbstbestimmt! Frauengesundheit braucht Selbstermächtigung“ mit Artikeln zu Gewalterfahrungen und ihre Folgen, #MeToo und junge Frauen, Gewaltbetroffene Frauen in der Geburtshilfe, Psychische Selbstbehauptung, Kritisches zu einer neuen Operationsmethode des Beckenbodens, Lichen sclerosus, eine chronisch entzündliche Hauterkrankung an der Vulva u.v.m.
https://www.ffgz.de/nc/bestellen/bestellformular.html

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#unteilbar - Für eine offene und freie Gesellschaft – Solidarität statt Ausgrenzung! – Das FFGZ ist Mitunterzeichnerin und ruft zur Teilnahme auf

„Es findet eine dramatische politische Verschiebung statt: Rassismus und Menschenverachtung werden gesellschaftsfähig. Was gestern noch undenkbar war und als unsagbar galt, ist kurz darauf Realität. Humanität und Menschenrechte, Religionsfreiheit und Rechtsstaat werden offen angegriffen. Es ist ein Angriff, der uns allen gilt.
Wir lassen nicht zu, dass Sozialstaat, Flucht und Migration gegeneinander ausgespielt werden. Wir halten dagegen, wenn Grund- und Freiheitsrechte weiter eingeschränkt werden sollen.
Das Sterben von Menschen auf der Flucht nach Europa darf nicht Teil unserer Normalität werden. Europa ist von einer nationalistischen Stimmung der Entsolidarisierung und Ausgrenzung erfasst. Kritik an diesen unmenschlichen Verhältnissen wird gezielt als realitätsfremd diffamiert.
Während der Staat sogenannte Sicherheitsgesetze verschärft, die Überwachung ausbaut und so Stärke markiert, ist das Sozialsystem von Schwäche gekennzeichnet: Millionen leiden darunter, dass viel zu wenig investiert wird, etwa in Pflege, Gesundheit, Kinderbetreuung und Bildung. Unzählige Menschen werden jährlich aus ihren Wohnungen vertrieben. Die Umverteilung von unten nach oben wurde seit der Agenda 2010 massiv vorangetrieben. Steuerlich begünstigte Milliardengewinne der Wirtschaft stehen einem der größten Niedriglohnsektoren Europas und der Verarmung benachteiligter Menschen gegenüber.
Nicht mit uns – Wir halten dagegen!
Wir treten für eine offene und solidarische Gesellschaft ein, in der Menschenrechte unteilbar, in der vielfältige und selbstbestimmte Lebensentwürfe selbstverständlich sind. Wir stellen uns gegen jegliche Form von Diskriminierung und Hetze. Gemeinsam treten wir antimuslimischem Rassismus, Antisemitismus, Antiziganismus, Antifeminismus und LGBTIQ*- Feindlichkeit entschieden entgegen.
Wir sind jetzt schon viele, die sich einsetzen:
Ob an den Außengrenzen Europas, ob vor Ort in Organisationen von Geflüchteten und in Willkommensinitiativen, ob in queer-feministischen, antirassistischen Bewegungen, in Migrant*innenorganisationen, in Gewerkschaften, in Verbänden, NGOs, Religionsgemeinschaften, Vereinen und Nachbarschaften, ob in dem Engagement gegen Wohnungsnot, Verdrängung, Pflegenotstand, gegen Überwachung und Gesetzesverschärfungen oder gegen die Entrechtung von Geflüchteten – an vielen Orten sind Menschen aktiv, die sich zur Wehr setzen gegen Diskriminierung, Kriminalisierung und Ausgrenzung.
Gemeinsam werden wir die solidarische Gesellschaft sichtbar machen! Am 13. Oktober wird von Berlin ein klares Signal ausgehen.

#unteilbar Für eine offene und freie Gesellschaft – Solidarität statt Ausgrenzung Demonstration:
13. Oktober 2018 – 13:00 Uhr Berlin
Für ein Europa der Menschenrechte und der sozialen Gerechtigkeit!
Für ein solidarisches und soziales Miteinander statt Ausgrenzung und Rassismus!
Für das Recht auf Schutz und Asyl – Gegen die Abschottung Europas!
Für eine freie und vielfältige Gesellschaft!
Solidarität kennt keine Grenzen!“
#unteilbar Für eine offene und freie Gesellschaft – Solidarität statt Ausgrenzung!
https://www.unteilbar.org/

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Regenbogenhauptstadt ohne Lesben – Ungleichheit der Geschlechter in Berlin wird zementiert

Das RuT Lesbenwohnprojekt, das durch eine große Solidaritätswelle zum Symbol für Geschlechtergerechtigkeit und lesbische Sichtbarkeit in Berlin geworden ist, steht vor dem Aus. Die Entscheidung zur Vergabe der Schöneberger Linse ist gefallen: Das Grundstück wird der Schwulenberatung Berlin zugesprochen.
Ende November 2017 hatte das RuT mit seinem guten Konzept die Ausschreibung bereits gewonnen und das Grundstück von der BIM (Berliner Immobilien Management) zugesprochen bekommen. Die Freude bei den zukünftigen Bewohnerinnen und den Initiatorinnen war groß. Doch nachdem ein Mitbewerber, die Schwulenberatung Berlin, gegen diese Entscheidung Widerspruch eingelegt hatte, musste das Verfahren neu aufgerollt werden. Der Grund für diesen herben Rückschlag war ein Verfahrensfehler, der für die drei letzten Bewerber_innen eine zweite, teure Bewerbungsrunde nach sich zog.
Nicht nur die Frauen vom RuT, auch ein großer Teil der queeren Community fordern endlich einen Ort zum Leben und Wohnen, einen Ort sichtbarer Teilhabe lesbischer Frauen und queerer Menschen. Insofern auch ein Schlag ins Gesicht der Community. Eine Petition von Change.Org, die kürzlich dem Regierenden Bürgermeister übergeben wurde, hat inzwischen über 18.000 Unterschriften zur Unterstützung des RuT-Wohnprojektes gesammelt. „RuT kämpft seit einem Jahrzehnt für das Projekt „FrauenKultur&Wohnen“ – 80 günstige Wohnungen, barrierefrei und mit Balkon, dazu Pflegestation, Kiez-Café, Pflege-WGs, und all das im Herzen Berlins. Ein solcher Ort gelebter Selbsterhebung, lesbischer Biografien und queerer Stadtgeschichte wäre der erste seiner Art in Europa.“ (Zitat Change.org)
Frauen, insbesondere ältere, werden mal wieder auf ihren Platz verwiesen. Ein eindeutiges Signal für lesbische Teilhabe und Geschlechtergerechtigkeit in der Stadt ist vertan.

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Schwangerschaftsabbruch – §219a StGB

Der Streit um den Schwangerschaftsabbruch wird seit über einem Jahrhundert geführt. In Ländern wie USA, Argentinien, Großbritannien und Polen sind die Rechte von Frauen, über ihren Körper und ihr Leben zu entscheiden, gegenwärtig akut gefährdet. Irinnen und Iren haben im Mai 2018 der Welt gezeigt, dass es demokratisch und partizipativ möglich ist, die Rechte von Frauen zu stärken und das Abtreibungsverbot in Irland zu Fall zu bringen.
Die Ärztinnen Kristina Hänel, Natascha Nicklaus, Nora Szász müssen sich zurzeit in laufenden Strafgerichtsverfahren für einen Paragrafen verantworten, der aus dem Jahr 1933 stammt. Die Ärztin Kristina Hänel wurde bereits im November 2017 vom Amtsgericht Gießen zu einer Geldstrafe verurteilt und legte Berufung ein. Die Frauenärztinnen Natascha Nicklaus und Nora Szász standen im August 2018 deswegen vor dem Amtsgericht Kassel.
Sie waren und sind bereit, persönliche Nachteile wie Verleumdungen, Einschüchterung, eventuelle Vorstrafen und damit Berufsgefährdung, Zeitaufwand und Kosten in Kauf zu nehmen, um für Frauenrechte und sexuelle Selbstbestimmung, das Recht auf Informationsfreiheit, Berufsfreiheit und gegen selbst ernannte Lebensschützer zu kämpfen (diese versuchen übrigens zunehmend, Frauen daran zu hindern, in Beratungsstellen zu diesem Thema zu gelangen).
Durch ihr Engagement engagieren sich bundesweit und in vielen Städten besonders Frauen, aber auch Männer. Sie gehen wieder lautstark für diese gefährdeten Rechte auf die Straße und verbreiten die Unterstützung über die sozialen Medien. Unterstützungskomitees, Diskussionsveranstaltungen, Interviews, Fernsehbeiträge und Blogs unterstreichen, dass viele Frauen und Männer den § 219a nicht mehr für zeitgemäß halten. Die drei Ärztinnen wurden für den Anne-Klein-Frauenpreis 2019 vorgeschlagen.

Quelle: aus der Mail an die Mitglieder des AKF®
https://www.boell.de/de/2018/06/28/ausschreibung-anne-klein-frauenpreis-2019

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Die „Pille“ und unerwünschte Nebenwirkungen

Damit befasste sich die AOK anhand ihrer Versichertendaten in ihrem gesundheitspolitischen Newsletter G+G Blickpunkt 8/2018. Die AOK weist darauf hin, dass nach wie vor ein hoher Anteil der jungen, gesetzlich versicherten Frauen, nämlich 55 Prozent, unnötigerweise einem erhöhten Gesundheitsrisiko ausgesetzt wird, obwohl es sicherere Alternativen gibt. Zwar ist es einen Trend hin zur Verbesserung festzustellen, doch die Anzahl der risikoreichen Verschreibungen ist weiterhin viel zu hoch. Die Problematik sind insbesondere erhöhtes Thrombose- und Embolierisiko. Siehe S. 6
http://aok-bv.de/imperia/md/aokbv/hintergrund/gesundheit_und_gesellschaft/
blickpunkt/gg_blickpunkt_0818_web.pdf

Hier eine hilfreiche Faktenbox-Seite der AOK, mit der die jeweilige Pille überprüft werden kann: https://www.aok.de/pk/fileadmin/user_upload/Universell/05-Content-PDF/aok-faktenbox-pille.pdf
Weitere Informationen: http://www.risiko-pille.de/
(Selbsthilfewebseite betroffener Frauen, die teilweise lebensgefährliche Nebenwirkungen aufgrund der Pilleneinnahme hatten)

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Die HPV-Impfung – Kontroverse über die Datenanalyse innerhalb der Cochrane-Collaboration

Im Juni-Newsletter berichteten wir von der neuen, positiven Analyse der Cochrane-Collaboration zur HPV-Impfung und waren etwas verwundert über den ganz uneingeschränkten Tenor pro Impfung.
Cochrane gilt immerhin als wichtigste Vertreterin der reinen Lehre, wenn es um den Nutzen und die Wirksamkeit von Tests und Therapien in der Medizin geht. Methodisch geschulte MitarbeiterInnen rund um den Globus erstellen gründliche Zusammenfassungen, die "Cochrane Reviews", zu Sinn und Unsinn in der Medizin, die oft mehrere Hundert Seiten lang sind und ob ihrer Genauigkeit medizinische Leitlinien und gesundheitspolitische Entscheidungen beeinflussen können. Von der Industrie sind Cochrane-Voten gefürchtet, weil sie mit statistischer und epidemiologischer Wucht schon so manche PR-Kampagne für das neue Krebsmittel oder den diagnostischen Test als hohle Marktschreierei entlarvt haben.
Doch über die neue Stellungnahme zur HPV-Impfung ist nun intern ein Streit um die Deutungshoheit ausgebrochen, der im Rauswurf einer der Gründer gipfelte.
Peter Gøtzsche, 1993 eines der Gründungsmitglieder der Cochrane Collaboration und Leiter des Nordischen Cochrane-Zentrums in Kopenhagen, wurde mit knapper Mehrheit nicht nur aus dem "Board" - vergleichbar dem Aufsichtsrat oder Stiftungsrat -, sondern gleich aus der ganzen Vereinigung ausgeschlossen. Aus Protest verließen vier weitere Mitglieder das 13-köpfige Board, darunter Jörg Meerpohl, Co-Direktor von Cochrane Deutschland, und Gerald Gartlehner, Direktor der Cochrane-Zweigstelle in Österreich.
Vordergründiger Anlass war das Cochrane Review zur HPV-Impfung gegen Gebärmutterhalskrebs vom Mai 2018. Ein Team um Gøtzsche äußerte nach Erscheinen scharfe Kritik an der Analyse und warf den Autoren gleich mehrere methodische Mängel vor.
Studien, in denen Nebenwirkungen der Impfung stärker betont wurden, seien unterschlagen worden, die fragliche Sicherheit der Impfung zu wenig berücksichtigt und Analysen aus der Industrie zu unkritisch übernommen, so die Vorwürfe. Insgesamt zeichne das HPV-Review daher ein viel zu positives Bild der Impfung und die Cochrane Collaboration komme ihrem Auftrag nicht nach, die Öffentlichkeit glaubwürdig und unabhängig über Schaden und Nutzen medizinischer Methoden zu informieren.
Die Impfung gegen Humane Papilloma Viren (HPV) http://www.cochrane.org/de/CD009069/hpv-impfung-zur-vorbeugung-von-gebarmutterhalskrebs-und-seinen-vorstufen habe sich in einer umfassenden Datenanalyse als sicher erwiesen, so die kritisierten Autoren, sie schütze junge Frauen nachweislich vor Vorstufen von Gebärmutterhalskrebs. Außerdem fänden sich keine Hinweise auf schwere Nebenwirkungen. Für die neue Studie wurden Daten von weltweit mehr als 73 000 Frauen aus 26 Untersuchungen ausgewertet. Demnach seien Mädchen und junge Frauen, die zwischen 15 und 26 Jahren geimpft gegen HPV 16 und 18 werden, mit hoher Gewissheit vor frühen Formen des Gebärmutterhalskrebses geschützt. Für Frauen, die sich erst im Alter zwischen 25 und 45 Jahren impfen ließen, war kein schützender Effekt mehr erkennbar. 
Die Cochrane-MedizinerInnen betonen in ihrer Arbeit allerdings, dass keine der analysierten Studien lange genug lief, um die Entwicklung von fortgeschrittenem Gebärmutterhalskrebs zu beobachten.
Die Impfung hat sich in Deutschland bislang nicht durchsetzen können. Im Jahr 2015 hatten nach Angaben des Robert-Koch-Instituts in Berlin (RKI) lediglich 31 Prozent der 15-jährigen Mädchen einen vollständigen Impfschutz. Laut einer RKI-Umfrage gaben nicht geimpfte Frauen als häufigsten Grund Sicherheitsbedenken und Angst vor Nebenwirkungen an.
Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt inzwischen nicht mehr nur für Mädchen im Alter von 9-14 Jahren eine HPV-Impfung, sondern auch für die Jungen in dem Alter (Epidemiologisches Bulletin 34/2018, Ende August 2018). Ab sofort ist die Impfung für alle Kinder zwischen 9 und 14 Jahren Kassenleistung.
Dass die Impfung gegen HPV auch einen Schutz vor Penis- und Oropharynxkarzinomen (Mundrachenkrebs) bieten soll, wie die STIKO derzeit annimmt, ist allerdings derzeit nicht durch klinische Studien belegt (arznei-telegramm® 8/2018).

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